Er hat uns ein paar Tipps für heute gegeben, u.a. den Besuch einer alten Hindu-Pilgerstätte außerhalb von Mysore. Srirangapatnam. Klang gut, hätte aber eigentlich den ganzen Tag gedauert, so dass wir davon Abstand genommen haben. Kann ich mir ja auch nächstes Mal anschauen :), das Ding steht schon seit 10 Jahrhunderten dort und wird schon nicht gleich nach unserer Abreise zusammenbrechen …
U.a. waren wir im Indira Ghandi-Museum (muss ich groß erwähnen, dass wir wieder die einzigen Touris waren?) Eigentlich waren wir sogar die einzigen Besucher … Es gab eine Ausstellung über diverse Masken, also Tanz- und Dämonenmasken. Ganz hübsch und sicherlich auch interessant, aber wir haben natürlich von den indischen Erklärungen auf Hindi nichts verstanden.
Ein Typ hat sich irgendwann an unsere Fersen gehängt und ein bisschen was erzählt. Leider sprach er kaum Englisch, so dass uns das nicht viel gebracht hat. Einige Tanzszenen erinnerten uns sehr an Bali, was ja auch hinduistisch ist, insofern waren wir nicht ganz lost …
Man stelle sich mal vor, man besucht in Deutschland ein Museum. Im dazugehörigen Shop gibt es natürlich Postkarten, Poster, Bücher – alles Mögliche, die Ausstellung betreffend. Und wer schon mal in einem Museumshop war, weiß, dass das richtig Geld kostet und das Museum dadurch „gesponsert“ wird. Deswegen kauf ich ja auch so gerne in Museumshops ein 🙂
Hier in Mysore gibt es auch einen Shop. Dort kann man aber nicht hinein, weil dieser nicht geöffnet ist. Somit kann man also auch nichts kaufen und das (sowieso schon) kostenlose Museum unterstützen. Dafür kann man aber davor stehen und die kopfschüttelnden Indern bei ihren Unterhaltungen beobachten :).
Dabei sind wir dann im Univiertel in eine Demo geraten. Unser Tuk Tuk in der Mitte (mit ungefähr gefühlten 233 anderen Tuk Tuks um uns rum), links viele skandierende Inder, rechts jede Menge indische Polizisten, die wie wild auf ihren Pfeifen gepfiffen haben. Unser Fahrer konnte uns allerdings nicht sagen, wieso und weshalb demonstriert wurde. Dazu aber später mehr, zurück zur Tuk Tuk Fahrt …
Große Aufregung, als wir dort reingingen …
Das Gästebuch wurde hervorgekramt, wir mussten uns eintragen und dann bekamen wir sozusagen eine private Führung.
Ich muss jetzt nicht wieder ausführen, dass wir die einzigen Touris etc. etc. ….
Zusätzlich zur normalen Ausstellung wurden extra für uns Räume geöffnet, die besonders gesichert waren. Leider sprach der „Führer“ so schlechtes Englisch, dass nichts davon hängengeblieben ist. Ich habe irgendwann immer nur noch „Sure“ oder „yes“ gesagt, er hat sich gefreut und mit dem Kopf gewackelt.
Highlight in diesem Museum waren für mich alte Kinderwiegen irgendeiner Maharadschadynastie und ein ausgestopfter Tiger.
Nun ist es wahrlich nicht so, dass ich es toll finde, dass irgendwo ausgestopfte Tiger stehen. Aber ehrlich gesagt hat mich dieses Vieh schon sehr beeindruckt. Politisch total unkorrekt, aber ich lasse das einfach mal so stehen …
Der Tiger gehörte irgendwann von 200 Jahren mal einem Sultan oder König von Mysore und hat irgendwelche Leute in die Flucht geschlagen … wenn ich es denn richtig verstanden habe.
Auf jeden Fall war mir bisher nicht bewusst, wie GROSS so ein Tiger eigentlich ist. Hat fast Haflingermaße …
Ich war beeindruckt und habe mich die Führung natürlich auch etwas kosten lassen. Der Mensch hat echt unheimlich viel Zeit mit uns verbracht (auch wenn wir kaum was verstanden haben) und war sogar ein wenig im Stress, uns alles zu zeigen.
Insgesamt waren es drei Gebäude mit jeder Menge Extra-Exponaten (aufschließen, Licht an, Licht aus, abschließen).
Nach dem Rundgang mussten wir dann noch eine Empfehlung ins Gästebuch schreiben, wir waren wieder Fotomodells und sowohl die Inder als auch wir haben haben uns wieder mal immens gefreut 🙂
Unser Tuk Tuk stand neben mir. Ich wollte mir gerade die Zigarette ausmachen, als folgender Satz kam: „It’s not allowed to smoke OUTSIDE, but you don’t have do finsih your cigarette. Sit down in the rikscha!” Dazu wurde wieder mit dem Kopf gewackelt und ich wurde ins Tuk Tuk geschoben.
Dort saß ich dann mit meiner Zigarette und bin fast zusammengebrochen vor Grinsen. Das Tuk Tuk ist ja schließlich auch zu allen Seiten offen und nicht etwa geschlossen. Aber dort „musste“ ich dann rauchen. Obwohl ich eigentlich gar nicht mehr wollte! Mad India …
Stephen hat sehr geile alte Bilder von Indien in seinem Haus hängen und da ich so begeistert davon bin, hat er uns eine Adresse gegeben, wo er seine Sachen kauft.
Also sind wir zu diesem Shop gefahren und ich habe eingekauft … 2 große Ganesha-Bilder, 10 kleine Fotos. 600 Rupien, was wahrscheinlich auch wieder total überteuert war. Die Shopinhaberin war auf jeden Fall sehr erfreut. Ich allerdings bin auch erfreut, da ich diese Bilder in Deutschland nicht bekommen würde. Und vor dem Shop liefen die ganze Zeit die Kühe lang … schon allein deswegen hat es sich gelohnt, dort einzukaufen:).
Aber wenn die Inder doch alle so nett sind und ihr Englisch ausprobieren wollen und so süß mit dem Kopf wackeln :)…
Also haben wir doch was gekauft, allerdings wirklich nicht viel. Ein paar Öle und ein paar Räucherstäbchen. Dazu gab es denn wieder Fotos und nette Gespräche und „good Karma“. „I do something good for you, you do something good for me – so we will have a good life after this.”
Okay, das war jetzt aus dem Reiseführer abgeschrieben :).
Stephen meinte zwar, dass der Tempel nicht unbedingt spektakulär sei, aber ich bin froh, dass wir dort hingefahren sind. Sehr schöner Platz oberhalb von Mysore, viele Affen und absolut fantastische liebevolle und an uns interessierten Leuten!
Ich weiß nicht, auf wie vielen Fotos wir verewigt wurden, ich kann auch gar nicht mehr sagen, mit wem wir über was geredet haben – ich weiß nur, dass wir dort oben eine tolle Zeit hatten!
Und ich schreib jetzt auch nix mehr davon, dass wir die einzigen Touris waren … Keine Ahnung, wo die alle sind, aber da wo wir sind, sind sie definitiv nicht.
Hannah und ich haben inzwischen ein Spiel entwickelt. Jeden Morgen, wenn wir losgehen, spielen wir „Wer zuerst einen Touri sieht, hat gewonnen!“ Heute haben wir den ganzen Tag über 7 – sage und schreibe 7 – gesehen. Und davon waren 3 noch asiatisch, also Japaner.
Also haben wir uns nur wieder mal fotografieren lassen („First time in India? You like India? My name is Roaul, Shawan, Vashna etc. etc.”) und dann haben wir uns auf unsere Dachterrasse von gestern Abend verzogen. Die Kellner freuten sich. Ich habe mich ein wenig gewundert, dass sie uns gleich wieder erkannt haben 🙂 – Das war ein Witz!
Wir bekamen den gleichen Tisch wie gestern, Getränke wurden unaufgefordert hingestellt und dann war erst einmal „Ruhe“. „Ruhe“ in dem Sinne, dass wir nicht andauernd irgendwelchen Mopeds, Rikschas, Tuk Tuks und Kühen ausweichen und Fragen beantworten mussten, sondern dass wir einfach sitzen und gucken konnten.
Für morgen Abend haben wir noch eine Busfahrkarte nach Varkala ergattert. Wir waren heute unter anderem an der Central Bus Station und in 4 oder 5 Reisebüros und alle Leute haben uns freundlich erklärt, dass es keine Möglichkeit gibt, von Mysore per Bus nach Varkala zu fahren. Wir könnten bis nach Trivandrum mit dem Bus um 17.00 Uhr fahren, kommen dann am nächsten Tag morgens um 6.00 Uhr in Trivandrum an und müssen dann wieder 1,5 Stunden zurück fahren.
Ich will nicht lügen, aber mehr als 5 qm hatte das Teil nicht. Es passten ein Schreibtisch rein und 2 kleine Klappstühle und für mich war kaum noch Platz. Was hab ich mir auf dem Klappstuhl die Knie am Schreibtisch gestoßen! Hannah musste sowieso draußen warten („First time India? You like India?“)
Auf jeden Fall hat der Mann in diesem kleinen Reisebüro es geschafft, einen Bus aufzutreiben, bei dem wir übermorgen früh in Varkala aussteigen können! Wir fahren jetzt morgen Abend um 18.05 Uhr los und dürften morgens um 6.00 Uhr in Varkala sein. Dann heißt es eine Rikscha ab zum Cliff nehmen und dann mache ich 2 Tage gar nix! Hannah auch nicht …
Er war jahrelang in einem großen Versicherungsunternehmen als Personaler tätig und hat sich – nachdem er vor 3 Jahren beschlossen hat, hierher zu kommen – mehr oder weniger unmotiviert als Berater selbständig gemacht. Für ein Businessvisum in Indien, welches am längsten (nämlich 2 Jahre gültig) ist, benötigt man irgendwelche „Jobverbindungen“. So nenne ich das jetzt mal … Er hat damals also auf eigenem Firmenbriefpapier eine Empfehlung für „Stephen“ ausgeschrieben, dass dieser (also er selbst) in Indien als Berater benötigt wird.
Niemand war überraschter als er selbst, dass dieses als Einreisegrund reichte :).
Und was eigentlich eher ungeplant und aus einer Notwenigkeit heraus passierte, läuft inzwischen sehr gut. Er coacht jetzt andere Firmen (online oder meist in UK, ganz selten hat er wirklich mal einen Auftrag in Indien) und verdient damit richtig Geld. Er ist 3 x im Jahr für 2 oder 3 Wochen in England, bekommt die Reisekosten meistens noch bezahlt und fragt sich, warum er sich nicht schon vor Jahren für diese Variante des Lebens entschieden hat.
So, Schluss jetzt. Ich finde es unhöflich, hier weiter reinzutippen, während er hier das Bier auf dem schönen Balkon vor uns hinstellt ….